Kapitel 11: Katze muss man sein...!

Die Nacht war gerade hereingebrochen und in den meisten Häusern legte sich das Treiben in den Räumen. Die meisten Menschen legten sich nun ins Bett oder vor den Flimmerkasten. Sichelförmig stand der Mond noch leicht blass am Himmel und einzelne Sterne glommen schon mit ihm um die Wette, aber gewinnen würden die kleinen Punkte niemals.

In einem der tausende von Haushalten schlich ein kleiner schwarzer Schatten zur Balkontüre, sprang auf die daneben gelegene Fensterbank und blickte nach draußen. Jetzt, wo die Menschen schlafen gingen, da begann erstmal das Leben, das Nachtleben von Mims.
Mims war eine zierliche, zirka vier Jahre alte, schwarze Katze, die in diesem Haus lebte, viel eher hielt sie sich ab und an dort auf um an leichtes Futter zu kommen, aber am liebsten jagte sie natürlich draußen - das war eben der Panther in der kleinen Katze.
Voller Vorfreude blickten die leuchtenden Augen Mim's durch das Fenster in den Garten. Nur die kleine Lampe erhellten diesen, doch die Augen einer Katze sahen mehr, als das der Menschen und solch einer kam gerade in diesem Moment in das Zimmer. Um Aufmerksamkeit zu bekommen, blickte Mims mit aufgestellten Ohren zu der Menschenfrau und gab ein helles "Miau!" von sich und wie erwartet kam die Frau auf den kleinen Befehl der Katze auf Mims zu und beugte sich zu ihr herunter. Etwas tätscheln, ein bisschen streicheln und dazu ein weiteres Mauzen und der Katze wurde die Tür zur Freiheit geöffnet. Mit einem Sprung stand Mims auf der Terrasse, setzte sich und nach kurzem Umsehen wurde ersteinmal das Fell geputzt...

Fast genau so verlief Cleos Leben. Geliebt, nein gerade zu vergöttert wurde sie von ihrer Besitzerin, die ihr sogar ein eigenes Haus im Garten hatte machen lassen. Dort konnte sie wann immer sie wollte sich auf einem Seidenen rubinroten Kissen sonnen. Aber das was Cleo am l iebsten tat, war in der Nachbarschaft umherzusträunen. Allerdings musste man gut acht geben, dass nicht einer dieser wiederlichen Katzenfänger unterwegs war. Aus dem Grund hatte ihr Frauchen ihr auch ein Halsband umgehängt. Ein Rotes, mit einem goldenen Herz-Anhänger, auf dem ihr Name und ihre Adresse stand. Dies passte so wunderbar zu ihrem Fell, dass sandfarbig war und ihre goldgelben Augen stachen nur so heraus....

Heute saß sie wie jeden Tag, lauernd auf einer Mauer, versrteckt hinter einem Buschwerk und beobachtete die Leute und Tiere die an ihr vorbei liefen..

Was bei Menschen die oberflächliche 'Katzenwäsche' war, war bei Mims eher das gegenteil. Genüsslich und mit geschlossenen Augen leckte sie sich zum wiederholten Male über die Brust und verlieh sich durch das versetzen ihrer kleinen Pfoten halt. Wie sich eine Katze doch verbiegen konnte, um das schöne Fell zu erhalten!
Daraufhin, als die schwarze Kätzin sich für schön genug und wieder reinlich hielt, hob sie den Kopf und ihre strahlend blauen Augen blickten in die Dunkelheit. Jede Nacht war es derselbe Garten, jede Nacht waren es dieselben Straßen die Mims ablief. Irgendwo gab es Mims die Sicherheit, die sie brauchte um sich wohl zu fühlen; keine schlagartigen Veränderungen und gewohnte Plätze zum Auschauhalten. Auf der anderen Seite war in Mim's Herz in den letzten Wochen der kleine Panther erwacht, der sie trieb und mehr, als nur Blechkisten und Laternen sehen wollte...
Aber natürlich war die Schwarze bisher immer hier geblieben, denn hier gab es ja die Menschen. 'Ihre' Menschen kümmerten sich liebevoll um sie, fütterten sie und gaben ihr ein Ort wo sie sich hinlegen konnte um ein Schläfchen in der Sonne zu halten - anders gesagt: Mims gab den Menschen die Ehre ihrer Anwesenheit. Jederzeit könnte sie sich neue suchen.
Nun machte sie sich aber auf den Weg und lief geschmeidig auf den Busch zu, der den Garten von der Straße trennte. Mit Leichtigkeit suchte sich Mims einen Weg hindurch und lugte aber auf der anderen Seite erstmal zur Sicherheit nach links und rechts. Oft raßten einfach Autos vorbei und schon so manche Katze hatte ihr letztes Leben verloren...
Leichtpfotig hüpfte Mims auf den Gehweh und setzte sich wieder. Wie armseelig musste doch das Leben der Hauskatzen sein, die niemals rauskonnten? In einem lockeren Trab schlenderte die junge, schwarze Katze den Weg entlang, an vielen weiteren Häusern vorbei...

Immer noch lauernd, verweilte Cleo auf ihrer Mauer. Sie hatte keine passende Beute ausfindig machen können, also wartete sie ab. Erst jetzt in der Nacht würde sie wieder auf Beutefang gehen, denn da waren sie am leichtesten zu fangen. Sie waren unvorsichtig.. und überängstlich, also nicht konzentriert, genau das nutzte sie aus. ABER, da noch keine zukünftige Speise auftauchte döste sie noch in der Abenddämmerung.

Wie kleine Sterne funkelten die Augen der Katze auf, die in der Schwärze der Umgebung verschmolz. Mit aufgestelltem Schweif trabte Mims weiter den Weg entlang. Mit großer Sicherheit steuerte sie ein kleines Grundstück am Ende der Straße an, dort wo ein Haus abgerissen wurde und nun überall wilde Pflanzen wuchsen und das Skelett des Hauses ein Paradies für kleine Nager darstellte...
Gerade lief die Schwarze an einer Mauer vorbei, da fiel ihr eine kleine pelzige Gestalt auf. Auf leisen Pfoten näherte sie sich dem Getier, senkte den Körper, studierte kurz das Gelände und die wippenden Hinterbeine verrierten, dass sie zum Sprung bereit war, der auch gleich folgte. Zielsicher landete Mims auf dem Fellball.

Dieser Fellball sprang wie vom Hund gebissen empor und macht ein der Luft wie von Zauberhand einen Salto! Erst als Cleo halb verstört auf ihren vier Pfoten landete und mit aufgebauschten Schwanz sich schreckhaft umsah, entdeckte sie die Ursache ihres Schreckens! Entrüstet starrte sie in das pechschwarze Gesicht. "Kchhhh!", fauchte Cleo instinktiv und verbog ihren Rücken zu einem gefährlichaussehenden Buckel.

Mims war ebenso verdutzt wie die fremde Katze die buckelnd vor ihr stand. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Es hätte schließlich auch eine Ratte sein können, eine sehr...sehr große Ratte.
Mims hielt sich noch gerade eben auf der Mauer und balancierte sich mit dem Schweif aus und machte einen Hüpfer nach hinten und krümmte ihre Wirbelsäule ebenfalls und zischte mit halb offenen Lefzen zurück. Das kleine Katzenherz schlug wild vor Aufregung.

"Freund oder Feind?", fragte Cleo abschätzend, jedoch keinen Schritt zurücktretend. Schließlich könnte die andere Katze Gegenüber angreifen.

Mims hatte die Ohren starr nach hinten gelegt, drehte sie aber langsam nach vorne und ihre steife Haltung wurde wieder weicher, trotzdem waren die kleinen Muskeln noch bereit für den Fall, sich verteidigen zu müssen. "Ehm..." fing Mims an "Ich würde sagen... Eine Katze die sich getäusch hat?" antwortete sie dann. Ein Feind war sie nicht und ein Freund... Nein, das auch nicht.

Sofort entspannte sich Cleo. Diese Katze schien ihr nicht feindlich gestimmt, jedenfalls witterte sie nichts...

Die schwarze Mims, die wohl gerade eine schlafende Katze überfallen hatte, ließ ihre Schwanzspitze hin und her peitschen und der Buckel wurde kleiner und das Körpervolumen nahm auch ab, da sie ihr Fell wieder glatt anlegte. "Habe ich dich gestört?" fragte Mims untertrieben und musterte die fremde Kätzin "Das tut mir wirklich leid!" entschuldigte sie sich gleich, musste aber etwas schmunzeln, als sie an den Satz dachte, den die Fremde eben gemacht hatte, als Mims auf sie gesprungen war.

Für Cleo gab es keinen Grund sich zu schämen. Jede Katze konnte sich an eine anderen heranschleichen ohne das diese es bemerken würde. "Schon gut.", meinte sie nur kurz und kratzte sich nervös hinter ihren Ohren mit ihrer rechten Hinterpfote.

Lächelte die Katze keck an und ließ den Blick dann über den Garten schweifen, "Wow, gehört das deinen Menschen?" fragte Mims und drehte sich dem Garten nun ganz zu und betrachtete ihn von der Mauer aus. Nebenbei musterte sie dann ihr Gegenüber und ihr fiel das Halsband auf "Ein hübsches Halsband hast du da." bemerkte Mims danach.

"Danke. Und ja, dieses Haus gehört meinem Menschlein.", bestätigte sie . "Bist du neu hier?", stellte sie nun auch eine frage.

Ohne zu fragen sprang Mims von der Mauer in den Garten auf das weiche Gras. Es war von dem Abendtau leicht feucht und duftete angenehm.Von unten sah sie zu Cleo hinauf und mauzte zurück "Nein, aber das Gleiche wollte ich dich auch fragen, denn dich habe ich hier auch noch nie gesehen." stellte sie fest und musterte mit pendelndem Schweif die Terrasse. Seit sie ein Welpe war, lebte Mims in dieser Gegend. "Die müssen dich aber sehr verehren!" sagte die Schwarze, als sie das Katzenhaus, nein, die Katzenvilla entdeckte.