Kapitel 02: Gwyn

Gwyn ärgerte sich nicht über den missglückten Angriff, warum auch?
Sie würde noch genug zeit und genug Chancen haben...
In einem weitgezogenem Boden flog sie von links nach recht wieder auf den Drachen zu, schlug häufiger mit den Flügeln um an Höhe zu gewinnen, bis sie auf Augenhöhe mit dem Drachen war... Wieder flog sie auf ihn zu und sie würde es immer und immer wieder tun, die ausdauer hatte sie und es machte ihr schließlich auch Spaß den Drachen dazu zu bringen dem 'kleinen Küken', welches ja so schwach war, auszuweichen... Die Umgebung hatte sich erwärmt für den Moment des Kampfes. Aber wenn ein paar Wochen und Monate ins Land ziehen würden, wäre alles wieder mit Schnee bedeckt. Denn die Lage dieses Kontinentes hatte der Drache ja schließlich nicht verändert, die Nähe zur Sonne ebenfalss nicht...

Kali, welcher in dieser Sekunde keine akute Gefahr für sich und seine körperliche Unversehrtheit sieht, schaut diesem geradezu majestätisch anmutenden Gefecht in der Luft neugierig zu. Aber seinen Bannkreis belässt er zur Sicherheit aufrecht, man kann ja nie wissen, was im nächsten Moment angeflogen kommt...

Mehr sah die Säule aus Feuer auf sich zukommen... Das Leuchten spiegelte sich in den Augen des Greifen.. Sie färbten sich rot-orange durch die Flammen... Zwanzig Meter waren eindeutig zu wenig um auszuweichen... Außerdem hatte das Feuer eine ungemeine Geschwindigkeit und Drache und Greif näherten sich schließlich auch noch... Die Hitze stieg und stieg und dann spührte Gwyn diesen brennenden Schmerz in ihrem Gesicht. Sie hatte den Kopf noch zur Seite gedreht, die Augen zusammengekniffen, sodass sie zwar nicht erblindete, doch sie war teilweise in Flammen aufgegangen... Die Rechte Gesichtsseite flimmerte und Gwyn wurde übel... unkontrolliert fiel sie zu Boden, kam unsanft auf... Sie schrie und knurrte unter schmerzen, ihre Flügel zuckten und flatterten, sie wälzte sich instinkmäßig auf dem Boden hin und her und brachte das Feuer zum erlischen... Ihre Lungen fühlten sich an, als hätten sie sich zusammengezogen, fühlten sich an wie getrocknete Früchte die schwarz waren und zusammengeschrumpelt. Das Herz raste schmerzhaft... Die blanke fleischrote glänzende Haut brannte und pochte... Der Leib der Greifin zitterte, sie achtete garnicht mehr auf die Umgebung, die Augen hielt sie geschlossen, die Angst, sie sei blind, war zu groß... Sie wünschte sich jetzt den Schnee und das Eis zurück... Den kühlen, eiskalten Schnee.

Kali schwankt zwischen Sich-Einmischen-und-geröstet-werden und Sich-Nicht-Einmischen-und-trotzdem-geröstet-werden. Da ihm beide Möglichkeiten unglücklich erscheinen, hält er einfach weiterhin die Stellung.

Gwyn verharrte kurz einen Augenblick... Sie schnaubte und hörte garnicht auf die Worte des Drachen. Arrogant und eingebildet war dieser Drache einfach nur. Hielt sich für Weise... Pah.
Weise war derjenige, der es garnicht auf einen Kampf herauskommen ließ.
Doch darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Sie sah zu dem Drachen auf und schmunzelte nur... "Du bist einsam oder? Sehr einsam..." Gwyn stand auf. Ihr war ja 'nur' das halbe Gesicht verbrannt. Oberflächlich. Beine und Flügel hatte sie ja noch, sie war ja schließlich nicht tot. "Traurig. Bemitleidenswert..." Gwyn setzte sich. Blieb stets neben dem Drachen. Auch wenn sie gleich tot sein würde. Langsam öffnete sie das Auge auf der verbrannten seite, sowie das andere unverletzte... Sehen konnte sie noch. Klar und deutlich. Das Blau ihrer Augen stach aus dem Blut-Fleisch-Rot hervor. Sie sah zu dem Drache hoch. "Na los." ihr Schweif zuckte einmal hoch und wieder herunter.

"Lieber bemitleidenswert aussehen, als es sein..." war das einzige, was Gwyn noch sagen konnte, ehe sie durch den Schlag des Schwanzes der Drachin weggeschleudert wurde. Die Flügel ausgestreckt, durch die Schmerzen zitternd, versuchte Gwyn wieder aufzustehen... Aber sie schaffte es nicht. Sie schnaubte einmal auf und blieb dann liegen. Hatte ihr der Drache nun auch noch eine Rippe gebrochen? Nein.. bestimmt nicht. Bestimmt nur eine starke Prellung... Der Schweif der Greifin fegte etwas über den Boden... Erst jetzt bemerkte sie den Schnee unter ihr. Es war nur ein bisschen... aber schön kühl... Sie legte ihr Gesicht seitlich auf den Schnee. Kurz dachte sie, sie könnte ein Zischen hören, als ihr freies Fleisch auf den Schnee traf...

"Komm doch her, Blindschleiche... du triffst mich sowieso nicht..", gibt der Hengst nur zurück und schnaubt unbeeindruckt.

Gwyn blieb einen Augenblick im Schnee liegen, wechselte immer wieder den Platz andem sie den Kopf in den Schnee tauchte, da dieser schnell geschmolzen war und so nicht mehr kühlte. Kurz blickte sie auf, in die Richtung des Drachen. Sie knurrte. Leise, eher nur für sich. Da sich der Drachen nun wohl nur um das Einhorn kümmerte, nutzte Gwyn den unbeobachteten Moment und stand langsam auf... Ihre Glieder taten ihr etwas weh, doch dieser Schmerz verging nach ein paar Augenblicken. Sie waren einfach nur eingeschlafen, wie man so schön sagt.
Kurz wurde der Greifin schwindelig. Der Adler-Löwen-Mix war wohl doch zu schnell hochgekommen. Alles wurde weiß, drehte sich einen Augenblick und flimmerte... Gwyn schloss die Augen... verharrte so einen langen Moment und lauschte nur noch dem Gerede des Drachen und des Huftieres.
Als sich der Kreislauf wieder beruhigt hatte, sah sie zu den beiden hinüber...
Ihr Federkleid stellte sich auf. Wut und Hass machte sich breit. Was sich so eine überdimensionale Echse einbildete. Nur weil sie ein paar Chillischoten zu viel gefressen hatte und feuer speihen konnte, hatte er noch lange nicht das recht sich so aufzuplustern. Weise war der Drache bestimmt nicht. Das handeln ließ darauf schließen. Sie, die Drachin hatte sie Einbildung weise zu sein.
Aber was weise war, das wusste die Echse anscheinend nicht...
Die blauen Augen der Greifen suchten eine Möglichkeit dem Drachen zu zeigen, dass es nich nur auf die Größe ankam.
Jeder hatte eine Schwachstellte, die selbst von einer Ameise gefunden und ausgenutzt werden konnte.
Schnell fand Gwyn die Flügel des Drachen und vor allem schon das dortige Loch. Das Einhorn hatte ganze Arbeit beleistet mit seiner Waffe... Wenn sie dort weiter hacken würde, könnte sie es vielleicht hinbekommen... doch noch, blickte sie einfach nur zu...
Pochender Schmerz hatte etwas nachgelassen. Pulsweise kam er auf und verschwand, war wieder da und wieder weg...

"... Dann mache ich das...", erwidert besagtes 'Pferd', das erstaunlich gelenkig in die Luft springt, einen Salto schlägt und sich im nächsten Moment als neunschwänziger Fuchs entpuppt. "So.."

Gwyn sah zu dem Einhorn... Welches nun ein... Fuchs war mit neun Ruten... Über ein solches Wesen hatte Gwyn einmal gehört in Geschichten, gesehen hatte sie es aber noch nie - bis jetzt.
Ihr Auge, auf der verletzten Seite zuckte ein paar mal, sie schüttelte den Kopf und wieder kamen starke schmerzen auf, sie musste die augen zukneifen, ließ sich wieder zu Boden sinken und schnaubte... "dummer... hässlicher... Drach...e..." knurrte sie.

"Ein Kitsune, wenn schon!", erwidert der Jetzt-Fuchs nur barsch. "Willst du mal wissen, was unsere Art noch kann, du Echse?"

Gwyn wurde wieder übel, ihr wurde schwindelig... Aber sie durfte nicht in Ohnmacht fallen. Das wollte sie nicht. Deswegen stand sie wieder auf, gegen den Willen ihres Kopfes. Sie hob die Flügel an und streckte diese leicht aus... Um das Gleichgewicht halten zu können.
Sie schüttelte sich. Ein Fehler. Ihr wurde schwindeliger. Sie fiel fast zur seitem stemmte aber den lauf gegen den Boden und konnte sich hochhalten. Ihr schweif schlug wild hin und her... In der Verfassung konnte sie kaum den Drachen angreifen.

">) Kitsune? Für mich siehst du aus, wie ein fetter B rate... >) Aber Jaaa Zeig es mir doch, oh gefährliches Füchslein.", spottet die Drächin, immer bereit zu einemerneuten Angriff.

Ein Augenblinzeln bleibt dem Drachen noch, da hat sich der Kitsune bereits in einen drächischen Artgenossen verwandelt.

Da hatte Gwyn nur kurz die Augen geschlossen und als sie sie wieder öffnete erkannte sie zwei riesige Wesen vor sich stehen.. Zwei Drachen.
Der Fuchs war verschwunden. War der Fuchs zu einem Drachen geworden?
Was war das für ein Wesen? Einhorn, Fuchs und nun Drache?
War das nun gut oder schlecht für Gwyn?
Der eine Drache war gegen sie und nun der zweite? Würden sie sich zusammenschließen?
Bestimmt nicht. Es gab keinen Grund.
Gwyn merkte, wie die verletzte Gesichtsseite, die verbrannte, die blutige feucht wurde. Nicht nur von dem Blut sondern auch durch das Wundwasser, was sich bildete... Die Hitze um sie herum brachte die Wunde wieder zum brennen. Gwyn war froh, dass sie sich gerade nicht sehen musste. Bestimmt ein grässlicher Anblick.
Sie war gespannt, was die Drachin nun tun würde. Gegen einen 'Artgenossen'kämpfen.
Kräftemäßig waren sie bestimmt beide gleichstark.
Gwyns Flügel schlugen ein wenig auf und ab, die beine hatte sie weiter auseinander gesetzt um bessere standfestigkeit zu haben.

"Willst du dich das nur fragen oder herausfinden?", hakt der Fuchs-Drache nach und erhebt sich mit einigen kräftigen Flügelschlägen in die Luft.

Die Greifin wartete nochimmer nur ab und sah zu. Sie war noch nicht in der Verfassung etwas zu tun. Sie würde sich nur selbst etwas tun.

"Mit dem größten Vergnügen..>)", schnurrt die schwarze und erhebt sich ebenfalls in die Höhe.