Kapitel 14: Breath of Fire X

Virani hob die Braue, sofern das für ein fast starres Drachengesicht möglich war. 'Hol ihn dir' wiederholte sie ihn in Gedanken, 'Er gehört dir'... Als würde er von sich sprechen!
Aber sie hatte, was sie wollte. Den Menschen. Mit langsamen Schritten bewegte sie sich auf den Menschenkörper zu,nachdem sie den Drachen misstrauisch beäugt hatte. Der Mensch schien aus der Bewusstlosigkeit erwacht zu sein, da er zuckte und vor Schmerzen keuchte. Da waren wohl mehrere Knochen gebrochen.

Grinsend beobachtete der Rüde, wie seine Artgenossin sich der Beute näherte. Um das Ganze zu betrachten setzte er sich hin. "<D ..."

Vielleicht sollte sie ihm einmal ihre, für Drachen doch recht grazilen, Flanken hinstrecken und sie ein wenig wiegen. Darauf waren die Männchen doch aus, oder nicht?
Doch sie ging ihren Gedanken nicht nach, sondern setzte ihre Pranken auf den Menschen, sodass sein Kopf zwischen ihren Klauen fixiert wurde. Die grünen Augen der Drächin blickten tief in die des Menschen und dieser schrie, als würde sie ihn von innen verbrennen! Dabei waren es bestimmt nur die Brüche die ihm bei dem Gewicht der nun auf ihm lastete, zum Schreien brachte. Provokant schnaubte sie dem Menschen ins Gesicht. "Gaff nicht so." merkte sie an, ohne den Drachen anzusehen "Und deinen Geiferfluss hast du wohl auch nicht unter Kontrolle." fügte sie hinzu und zerquetschte den Drachenschlächter unter ihrer Pranke, dass sie letzten Knochen knacksten.

"<D Wie gut du das kannst! Und wie grausam du bist...", merkte Rhurest seinerseits an und näherte sich schrittweise der eleganten Drachin.

Sie betrachtete den Toten und zog die Klaue von ihm.
Ihr Blick wanderte jetzt zu dem Drachenmännchen und sie musste mit den Augen rollen.
So ein Flegel! Der musste sich wahrscheinlich erst noch die Hörner abstoßen, aber bestimmt nicht an ihr!
In dem Thema war Virani wohl noch ein kleiner Grünschnabel, aber die Absichten der meisten Männchen kannte sie. Vor allem seit die Zahl der Drachen unweigerlich vermindert wurde. Aufdringlicher wurden sie. Das wortwörtlich.

"Das alles kann noch ein bisschen besser und grausamer werden. Soll ich es an dir vorführen?" fragte sie und setzte zu einem neuen Satz an, doch plötzlich zischte etwas durch die Luft und Virani knurrte auf. Sie sah zu ihrem Flügel und erblickte ein Loch in der lederhaut!, durch das nun ein Lichtstrahl des Mondes fiel.
Daraufhin erklang das Brüllen der wütenden Menschenmeute. Die Truppe hatte sich wohl wieder aufgerafft. Zu den drei Armbrustschützen hatten sich fünf weitere gesellt die nun schossen.

Eigentlich wollte Rhurest gerade den nächsten anbaggernden Spruch vom Stapel lassen, doch dieser plötzliche Angriff brachte ihn ein wenig aus dem Konzept. "Sieh an, die Kakerlaken lehnen sich auf...", grinste er und holte tief Luft und stieß sie in Richtung der Menschen aus, wodurch ein - zugegebenermaßen etwas bronchial beschleimter - Feuerball auf diese zuflog.

Doch der Rüde beließ es nicht dabei. Schnell wandte er sich, noch während die Männer teils brennend, teils verwirrt sich neu sammelten, der Drachin zu. "<D Will die Schönheit warten, bis man sie gehäutet hat?"

Ein Grollen drang gurgelnd aus der Kehle der Drächin. Wie gern würde sie diesen Wichten auch einheizen! - Wenn sie bloß könnte! - Natürlich ohne diese saftige Beilage, die der Drache dazugab.
Sie blähte die Nüstern, schnaubte und hob dann mit kräftigen Schlägen vom Boden ab und flog dicht an dem Männchen vorbei, schnappte mit klappernden Zähnen neben sein Maul in die Luft; Entweder als frecher Abschied oder als Geste ihr zu folgen? Weitere Schläge ließen sie höher steigen.

Selbst wenn es als Abschreckung dienen sollte, so ein Drachenmännchen auf Paarungsentzug ist nicht so einfach abzuschütteln. So erhob Rhurest sich, gerade da Virani hoch genug war, ebenfalls in die Luft, bevor ihm etwas wieder einfiel. Kräftig mit den Flügeln schlagend wandte er sich in der Luft halb um und machte einen Sturzflug auf die Männer, sie mit einem einzigen Atemstoß sengend heißen Drachenfeuers verbrennend. Erst dann flog er wieder auf die Drachin mit der verletzten Flughaut zu.

Leicht neigte Virani den Kopf nach hinten, als das heiße Feuer in ihren Augenwinkeln aufleuchtete. "Gründlich..." sagte sie sich selbst und richtete den Blick wieder nach vorn. Das Loch, zu dem sich ein zweites gesellt hatte, war nicht groß, hatte den Durchmesser wie einer ihrer Reißzähne wo diese in das Zahnfleisch übergingen. Trotzdem. Es ärgerte sie! Ein Drache sollte keine Löcher in der Lederhaut haben.
Im pendendeln Flug glitt sie dahin und wusste, er folgte ihr.
Eine halbe Stunde war sie in der Luft, ehe sie etwas unerfreuliches erblickte...

Ein wenig schneller mit den Schwingen schlagend holte Rhurest Virani schließlich ein und flog nur knappe zwei Meter hinter ihr, wohl Sicherheitsabstand. Es erstaunte ihn ungemein, dass sie mit so einem Riss im Flügel noch so graziös fliegen konnte. Ein Grund mehr, sie nicht aus den Augen zu verlieren!

Doch was war das? Warum schaute sie auf einmal so fixierend? Er folgte ihrem Blick.

Blitzschnell hatte die Drächin den Kurs geändert und war plötzlich schräg über Rhurest. Im Moment darauf stieß sie auf ihn herab und drängt ihn im Flug hinab, richtung Boden. Sie schob ihn vor sich her und hielt ihn am Nacken fest - wie eine verdrehte Paarung! - doch kurz vor dem Boden ließ sie locker von ihm um gleich darauf etwas straucheld auf dem Boden aufzukommen "Komm hier her!" zischte sie ihn an und verbarg sich im Schatten eines riesigen Felsens, der halb ausgehöhlt war.

Noch total konsterniert blinzelte der Rüde einen Moment lang, folgte ihr dann aber verwundert.
"oo Find ich ja toll, dass du auf mich so scharf bist.. aber warum die Geheimnistuerei?", fragte er, den Ernst der Lage nicht begreifend.

Sie drängte sich dicht an den von der Nacht abgekühlten Fels und linste am oberen Rand vorbei "Shhht!" zischte sie wieder und stieß ihn mit der Flanke kräftig an, den Kopf ein Stück reckend. "Da oben!" meinte sie leise und verengte die Augen zu Schlitzen "Späher..."

Am Himmel flogen drei Drachen. Vielleicht drei Mal so groß wie sie oder ihre 'Begleitung'. Hässliche Drachen mit Schilden an den Hinterköpfen und vielen Auswüchsen im Gesicht.
Sie drehten Runden und hatten die zwei wohl nicht entdeckt.

"oo' ... Sind doch Artgenossen, was willst du denn?", erwiderte er mit der typischen Unwissenheit aller Rüden (was Gerüchten zufolge mit die Schuld daran trug, dass die Menschen die Oberhand hatten erlangen können, da es naturgemäß mehr Männchen gab), während er die beiden vermeintlichen Verbündeten beobachtete. Er begriff nicht, warum Virani so einen Aufstand machte...

Sie lachte verächtlich "Du kommst nicht von hier, nicht wahr?" fragte sie feststellend und löste nur kurz den Blick von den drei Riesen am Himmel.
"Nur Artgenosen die dich übel zurichten oder sogar töten, wenn sie dich erblicken. Vor allem wenn sie herausbekommen, dass du 'es' tust." meinte sie verschwörerisch und fixierte wieder die Drachen am Himmel, deren Kreise größer wurden.

"Es oo? Was meinst du?", fragte er, keine Ahnung habend, wovon sie sprach.

"Nicht das, was du wohl denkst." begann sie und musterte den Drachen "Die 'Verbotene Magie' wirken." fügte sie hinzu "Das, was du vorhin so leichtfertig bei den Menschen gemacht hast. Zu werden wie sie. Hätte einer von den Wachhunden da oben dich zuerst entdeckt, würdest du wohl nie wieder irgendeinen dummen Spruch drücken." erklärte sie.

"o,.ô Ich begreife immernoch nicht... Was für eine Magie? Feuerspucken?", stand er doch recht massivst auf dem Schlauch. "Für wen arbeitet das Pack, dass die meinen, ihre eigenen Brüder und Schwestern angreifen zu müssen?"

Sie lachte schnaufend.
"So lang es noch zwischen deinen Hinterbeinen funktioniert ist alles gut, was?" spielte sie auf seine Begriffsstutzigkeit an und schüttelte den Kopf "Nein. 'Zu werden wie sie' heißt, sich in einen Menschen zu verwandeln. 'Zum Feind zu werden', sozusagen." klärte sie ihn auf und betonte die Silben extra, als spräche sie mit einem Gehörgeschädigten.
Sie schwenkte den Kopf und deutete zum Horizont, an dem nur vage im Nebel ein Berg zu erkennen war "Alastar." sagte sie "Sozusagen das Oberhaupt in dieser Gegend. Und der größte Trottel den ich je gesehen habe! Er wirft uns diesen Menschen zum Fraß vor!"

"Hn.. Warum verstecken wir uns eigentlich? Diesem Rababer oder wie er heißt muss man eine Lektion erteilen!", stellte er mit einem Schnaufen und einem erneuten Blick zu den offenbar nicht ganz geistig fitten Wachdrachen fest.

Sie sah ihn an, als hätte er ihr vorgeschlagen, auf ein Festival der Menschen zu gehen und dort auf der Bühne zu tanzen!
"Du solltest sie nicht unterschätzen. Sie sind dumm... oh ja, das zu genüge... aber sie sind kräftig." sprach sie "Und ich dachte du hattest anderes vor, als dich diesen Großmäulern zu opfern." sie neigte den Kopf, grinste ihn frivol an. "Ich denke, wir können weiter." merkte sie an, als sie sah, dass sich die am Himmel Kreisenden immer weiter entfernten "Dort vorn ist eine Höhle. Aber ich darf dich warnen." sagte sie nur, ehe sie sich langsam, zu Fuß, zwischen den Felsen hindurchbewegte und einen flachen Abhang abstieg.

"<) Warnen? Wovor?", grinste er, die potentielle Gefahr in Sekundenschnelle vergessend, als er ihr in Richtung der Höhle folgte.

"Dass ich dich beim Betreten der Höhle gleich anfalle..." gab sie zurück und ließ sich Zeit mit der richtigen Antwort "Das wirst du noch sehen."
Sie legte die Flügel an, als sie durch den schmalen Eingang der Höhle trat und sah sich um. Es war dunkel, doch sie fand sich zurecht.
Plötzlich war ein flattern zu hören, dann eine Stimme, die ihren Namen rief.

Gerade noch rechtzeitig war Rhurest hinter Virani in der Höhle verschwunden, um nicht davon gesehen zu werden, wer oder was da gerade gelandet war. Wohl aber hatte der Rüde es gehört und war umso froher, als die Dunkelheit seine schwarzen Schuppen umschloss.

Etwas, vielleicht so groß wie ein junges Kalb, segelte durch die Luft und blieb vor Viranis Gesicht stehen "Da bist du ja endlich!" sprach sie Stimme, sich fast überschlagend. "Wo warst-" die an die Dunkelheit gewöhnten Augen des raptorähnlichen Wesens hatten den Fremden entdeckt "Wer ist das?!" fragte der Drache, dem seine Vorderarme in Flügel übergingen "Wo hast du den denn her?!"