Kapitel 14: Breath of Fire X

Virani wandte sich im Schatten der Höhle verborgen zu Rhurest herum. Eigentlich hatte sie weitergehen wollen. Das tat sie auch, aber nur ein paar Schritte, eher sie dann doch stehenblieb.

So konnte er endlich aufholen. "I_I Wo willst du denn so eilig hin?", schnaufte er nach Luft schnappend.

Virani zuckte ehrlich mit den Schultern "Mich ein wenig um...sehen?" Sie trat aus dem Maul der großen in den Fels gemeißelten Maske. "Und wie du siehst, waren deine Sorgen unberechtigt."

"Hn, garantiert nicht. Du bist noch nicht ganz gesund, da ist JEDE Sorge berechtigt."

"Ach, so ein Krötenmist." murrte sie und linste in die Höhle hinein "Was ist das hier?" fragte sie dann unvermittelt.

Prüfend witterte er die Luft. "Riecht fast nach Mensch.. aber auch nicht ganz und kann auch eigentlich nicht sein..."

Sie deutete auf das Felsengesicht "Als wäre das nicht offensichtlich." wieder spähte sie hinein "Aber was haben die hier gemacht?" sie wollte es wissen und schritt wieder in die Höhle "Warte du draußen!" rief sie ihm zu. Etwas anderes schien ihm kaum übrig zu bleiben. Für einen Drachen war diesr Eingang nicht geschaffen.

"Ich denk gar nicht dran..", grummelte er, konzentrierte sich einen Moment und im nächsten war der Drache verschwunden, da seine Menschengestalt dessen Platz eingenommen hatte und Virani folgte. "Wenn's hier wirklich noch Menschen gibt, wirst du nicht allein weitergehen!", rief er ihr nach und trabte hinterher.

Sie hörte seine Schritte, die mit der Tiefe der Höhle immer lauter wurden. Dann spürte sie ihn direkt hinter sich. Kleine Steine waren seitlich der Höhlendecke eingelassen und spendeten fahles Licht "Ich bezweifle dass es hier noch Menschen gibt... zumindest keine Lebendigen." sie deutete auf ein Skelett in einer Nische. Es trug noch eine Art Rüstung und sah sehr drapiert aus - wie ein Wächter. Weitere dieser Knochenhaufen folgten.

"Wer weiß.. hat sicher seine Gründe, dass die tot sind..", beharrte er darauf, dicht genug neben ihr gehend, um ihre Wärme zu spüren.

Als ginge sie durch ein Museum, betrachtete sie Wände, Skelette und einzelne Steine, die ihnen auf dem Weg begegneten. Viele Reliefs waren in die Wände gemeißelt; Szenen von Schlachten, Taufen und Krönungen und Gottesdiensten... In einer weiten Kammer endete der Gang, dieser zumindest, denn es folgte ein weiter. Die Kuppel der Kammer war geschmückt mit tausenden der Lichtsteine "Wie die das geschafft haben, möchte ich wissen..." fragte sie misstrauisch und blieb dann vor einem der toten Skelettwachen stehen, musterte diese und ihr klappte der Mund auf "Das...!"

"Was denn?", fragte Rhurest, ihrem Blick folgend und einen recht großen, glänzenden Feuerstein darin sehend. "Wow.."

Sie ballte die Fäuste und erzitterte kurz "Das...kann gar nicht sein!" stieß sie hervor und ihre Augen klebten an dem bleichen Schädel, dessen dunkle Augenhöhlen hinter dem Helm verborgen waren. "Das kann nicht sein!" wiederholte sie, aufgebrachter "Das ist wie eine Ohrfeige! Wie ein Speerstoß! Wie...wie...!" Lautes Klirrend, das hundert Mal von den Wänden zurückgeworfen wurde ertönte. Der Helm, samt Kopf prallte gegen die Wand. Virani hatte ihn abgeschlagen und sie schnaubte... Der Feuerstein schien kurz heller zu leuchten, welcher im nebenstehenden Schild des nun kopflosen Ritters eingelassen war.

"WAS denn òo Kanntest du den?", schnaubte Rhurest, von der widerhallenden Schreierei und dem Scheppern gereizt.

Sie biss sich auf die Unterlippe. Kurz wallte ihre Wut so stark auf, dass sich die Reißzähne zurückbildeten, aber sie blieb menschlich.
"Hn! Kennen! Er hat... alle verraten! Alle!" sie deutete auf den Feuerstein "Kein Mensch kann mit so einem Stein umgehen! Er war kein Mensch! Zumindest nicht, bis er sich mit ihnen verbündete!" blubberte es voll Hass aus ihr hervor.

"öö Drache, red Klartext mit mir!", forderte er, kein Wort von ihrem zusammenhangslosen Gebrabbel verstehend.

Sie brauchte ihre Zeit um ihre eigenen Gedanken zu ordnen und letztendlich brachte sie auch nur die Kurzfassung des Ganzen hervor; "Er hat mich benutzt. Er hat mich ins offene Messer laufen lassen, damit ich an ihn gebunden bin! Er hat... er hat mich zu dem Grund gemacht, warum zwanzig Drachen ihr Leben lassen mussten..." purer Hass sah Rhurest jetzt aus Viranis Augen an "Was glaubst du, wieso ich mich dort in diesen Gegenden aufgehalten habe - nicht nur, weil ich die verbotete Magie verwende..."

"Sondern?", erwiderte er, immernoch nichts verstehend.

"Weil ich... Meine eigene Familie verraten habe! Sie sind alle tot - wegen mir! Wegen mir!" wiederholte sie, immer aufbrausender werdend, der Verzweiflungs aber auch nahe. Sie blickte finster auf den Feuerstein... "Ich habe ihm dabei geholfen über ein Dutzend Drachen zu töten.... DARUM! - Ich war seine Marionette"

"Oh.", war seine einzige Antwort. Was sollte man auch darauf sagen!

Virani wagte nicht nocheinmal zu Rhurest zu blicken. Sie hing an ihren Handflächen, auf denen sie wieder förmlich das warme, rote Blut sehen konnte, Drachenblut der eigenen Sippe, das an ihr haftete - seit diesen Tagen. Sie zitterte.

"Du kennst bestimmt die Schlachten von Ruin'Naur... Legendäre Schlachten zwischen Menschen und Drachen... Tausende Menschen starben. Viele Drachen..." Tränen standen ihr nun in den Augen, so holten sie die Geschehnisse ein. "Mehr als 50 Jahre ist das her...wenn nicht sogar noch mehr!..." sie ging in die Knie. Fast abwesend, das Szenario vor ihren Augen sehend, redete sie weiter "Ich bin nicht gut... für niemanden..."

"Aha? Und was denkst du, tue ich jetzt? Mich umdrehen und abdüsen?", fragte er ungerührt, typisch für einen Kaltblüter.

Verschwommen durch die Tränen sehend, aber weiterhin nicht zu Rhurest blickend, deutete sie ein Nicken an "Ich..." bekam sie nur hervor und brach ab.
"Ich habe sie doch... umgebracht!" machte sie nochmals deutlich, als hätte er nicht verstanden. "Sie sind alle gegangen..." ein ironisches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen "Nein... sie haben mich davongejagt. Lieber hätten sie mich tot gesehen." dann schaute sie doch zu Rhurest auf, nach einer Regung ins seinem Gesicht suchend "Wieso du nicht...?"

"ôo Du bist schon ein komisches Reptil.. Benimmst dich fast wie ein Säugetier. Na und? Dann haben sie dich verjagt. Es ist vergangen, oder? Konzentrier dich auf die Gegenwart und die teile ich mit dir. Mich hat meine Sippe schon vertrieben, als ich grade fliegen konnte.", erwiderte er.

Er entlockte ihr ein weiteres Lächeln - ein Ehrliches.
"Ich hoffe, dass es Vergangenheit bleibt..." sprach sie eher zu sich, als zu ihm und stand langsam wieder auf, einen letzten Blick auf den nun leicht angeknacksten Menschenschädel blickend...
Noch von salzigen Tränen nassen Wangen, schritt sie leise auf Rhurest zu, sah scheu zu ihm auf und drückte sich dann an ihn.