Kapitel 14: Breath of Fire X

Sich nicht auf das hinter ihr achtend - da ja dort Rhurest lag, und wo er war, sollte ihr doch nichts geschehen - trat sie nun halb zwischen die großen Bäume und bemerkte erst dann die aufblitzenden Augen der Raubkatze im Gebüsch und wich ein Stück zurück.

Dass Rhurest schon längst wieder schlief, verschlimmerte die Situation. Und schon sprangen zwei der Raubtiere von hinten auf Virani und rammten ihre messerscharfen Zähne sogar durch den dicken Schuppenpanzer.

Erst, als sich eben jene Dolche in ihren Körper rammten, schwang sie den Kopf herum und entdeckte nun die Angreifer...
Sie wankte zur Seite und streckte die Flügel aus und knurrte unter dem stechenden Schmerz auf. Ihr Schweif peitschte. Eine der Katzen bekam sie gerade noch so mit dem Kopf abgewehrt, doch die anderen zwei saßen fest wie Zecken auf einem Hund! Virani fauchte wütend, schritt vor und zurück und versuchte die Viecher von ihrem Rücken zu pflücken.

An den entblößten Hals sprang jener Säbelzahn, den Virani zuvor im Busch gehört hatte. Sichelartige Klauen gruben sich in ihre Halsschuppen und die dolchspitzen Zähne packten ihren Hals.

Durch das plötzliche Gewicht, senkte Virani den Kopf und stand da, wie ein gestelltes Rind. Sie schnaufte und konnte das Grollen des Tigers hören. Ihre Flügel schlugen wild auf und ab. Sie konnte nicht davonfliegen.
Vielleicht... ihr blieb nichts anderes übrig. Sie warf sich einfach auf die linke Seite, um zumindest den einen Säbelzahn zu zermalmen - auch wenn es riskant war.

Doch das Ziel ihrer Attacke erkannte ihre Absichten und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, eine tiefe, blutende Wunde zurücklassend. Durch den schweren Aufprall jedoch kam kurz darauf Rhurest angaloppiert, wütend fauchend.

Die Raubkatze an ihrem Hals nutze wohl nun die Gelegenheit, wieder Halt auf dem Boden zu finden und stemmte sich kräftig gegen den Drachenhals und brahcte Virani zum keuchen. Schnell, wie sie konnte, brachte Virani sich wieder auf die Beine, wütend raunend und schnaufend und die Katze mit ihren Vorderklauen wegkratzen wollend.

Rhurest lenkte derweil die anderen Raubtiere ab und brachte ihnen mit kräftigen Schwanzschlägen das Fliegen bei.

Wütend streckte die Drächin den Kopf und bekam das Katzentier irgendwann sogar gepackt. Doch das Abschhütteln brachte schmerzhafte Folgen mit sich, da die Säbel des Tigers ihr eine lange Wunde rissen.
Endlich von den Kletten befreit, machte sie sich schleppend daran Abstand zwischen sich und diesen Raubtieren zu gewinnen.

Doch eine der Katzen ließ sich weder von ihr, noch von dem anderen Drachen beeindrucken. Flink stellte sie der Drächin nach, setzte zum Sprung an, doch ehe sie sich in die Luft erhob, blieb sie ruckartig stehen, die Augen weit aufgerissen, kein Laut kam aus dem Rachen... Ein langer Speer ragte aus dem Rücken des Säbelzahnes. Dessen Spitze war einmal durch den Leib der Katze gedrungen und hatte sich sogar noch zusätzlich in den Boden gerammt...

Das seltsame Objekt, das dem Leben der Säbelkatze ein so plötzliches Ende bereitet hatte, anstarrend vergaß Rhurest für eine Sekunde, dass da noch andere Räuber waren, und wurde daher schmerzhaft in den Schwanz gebissen. Jedoch war das ein Fehler dieses Tigers, dessen Schädel daraufhin geradezu zertreten wurde.

Virani schob sich noch ein Stück voran, ehe sie auch bemerkte, dass ihr Verfolger tot war. Mit offenem Maul blickte sie zu dem langen Stock, der aus dem Kadaver ragte. Ein weiterer folgte und lehrte dem dritten Säbelzahn das Laufen.
Die Drächin war recht steif in ihrer Körperhaltung, zu verdanken hatte sie das der Wunde an ihrer Kehle.

Zwei Schatten waren im Dickicht zu erkennen. Aufrechtgehende Gestalten, menschenähnlich gingen sie auf zwei Beinen, waren aber mindestens zwei Köpfe größer. Schmal mit großen, seltsamen Augen - Katzenaugen. Die Haut war gräulich, durchzogen von Streifen oder anderen Mustern...

Zu den katzenhaften Menschen schauend schnaufte Rhurest.
"Tach!"

Nur einer der Menschenähnlichen trat langsam hervor. Im Licht leuchteten seine grünen Augen auf. Um die Lenden trugen sie Stoffetzen an denen verschiedene kleine Dinge baumelten. Kurz blickte jener zu Rhurest, dann zu Virani und wieder zurück "Herzlich Willkommen." erwiederte er und auch die zweite Person trat hervor. Schlieren durchzogen ihre Haut, wie sich Rauchschwaden im Wind formten. "Ich entschuldige mich für das plötzliche Eingreifen, aber ich sah die Notwenigkeit." meinte der Erste und sprach mit der Zunge der Drachen.

"Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen. Wie geht es Rumour und Gonzales?", wandte sich Rhurest an die Zweibeiner und meinte damit niemand anderes als die beiden Oberhäupter des Stammes.

"Du weißt, wie wir sind!" gab Phailo zurück "Die Spannung bis zur letzten Sekunde aufrecht erhalten!" Er schritt zu dem Speer, der den Säbelzahntiger nur um haaresbreite verfehlt hatte und zog ihn mit einem Ruck aus dem Boden.
Idai, der Andere, schritt ebenfalls auf seinen Speer zu und packte ihn am Schaft während er sprach "Das wirst du noch früh genug erfahren. Ich denke, jetzt ist es klüger, wenn man sich um deine Begleitung kümmert." gab er zu bedenken und deutete auf Virani, die weit abseits stand, den langen Hals gebeugt. Dunkles Blut troff aus der Wunde am Hals und so sehr ihr die Beine zitterten; sie würde sich nicht ablegen. Misstrauisch beäugten ihre grünen Augen die zwei Fremden.

"Nah, wer aus hundert Metern Höhe fallen kann ohne sich ernsthaft zu verletzen und dann noch die Nerven hat, Nahrung auszuschlagen, ist nicht totzukriegen.", gab Rhurest zurück und wandte sich um, achtsam, niemanden mit dem viel zu langen Schwanz umzumähen, und trat auf Virani zu. "Das wird schon wieder"

Sie straffte sich, so gut es ihr möglich war, um nicht ganz so elend auszusehen. "Wer sind die?" wollte sie wissen.
Phailo stand schonwieder an der Grenze zwischen Urwald und Grasebene.
Idai aber blieb stehen und wartete. "Wir könnten sie behandeln, wenn du willst. Wenn sie will." fügte er hinzu und stützte sich auf den langen Speer, an dem das Tigerblut klebte. "Phailo? Gib den anderen bescheid. Wir haben Frischfleisch und zwei Besucher."

"Na komm, Süße. Da wird dir geholfen", sprach Rhurest zu Virani und gab ihr einen leichten Schubs mit dem Kopf.

Sie wechselte kurz den Blick zwischen ihren Gefährten und den Fremden und schnaubte dann "Nagut."
"Du hast dir da ein kluges Mädchen ausgesucht!" feixte Idai, wurde dann von einem mürrischen Blick Viranis gestraft und schritt dann voran, den Weg den auch Phailo genommen hatte.

Rhurest folgte Virani natürlich sogleich. Im Gehen warf er nochmal einen kurzen Blick in die Richtung, in die die Raubkatzen verschwunden waren, blieb aber nicht stehen. //Seltsame Viecher.. Seit wann die wohl hier sind..?\\

Der Weg, den sie beschritten war etwas schwieriger gestaltet, als jener, den sie beide hier her gekommen waren. Natürlich. Diese komischen Katzenmenschen gingen auch voraus, dachte Virani sich und schnaubte kurz. Gestraft wurde sie dafür mit einem Ziehen an der verletzen Kehle.
Die ganze Zeit über, hielt sie ihren Wegführer im Blick.

Das letzte Stück war das beschwerlichste. Immer dichter standen die Bäume aneinander und diese Schlangenranken waren zu dichten Zäunen verwoben. Kaum ein Lichstrahl fiel hier hinab. Alles wurde durch glühende Steine, Pilze oder Vögel in difuses Licht getaucht... Dann eröffnete sich den Drachen eine große Lichtung, die von einem Netz aus Ästen überdacht war. Mindestens hundert Schritt lang und nocheinmal das dreifache breit...

Bewundernd pfeifend schaute Rhurest sich um. "o,.o Ihr habt ausgebaut, was? Alle Achtung.."

"So kann man es bezeichnen, denke ich." sprach Idai und blickte dann an den zwei Drachen vorbei. Zwei seines Volkes kamen aus dem Dickicht. Sie gingen hintereinander und hatten jeweils links und rechts starke Äste geschultert. Zwischen ihnen baumelte der tote Säbelzahntiger.
"Den habt ihr mitgebracht" zwinkerte Idai Rhurest und Virani zu.
Mehrere Weibchen seiner Art hielten in ihrem Tagwerk inne und betrachteten die zwei Drachen.
"Es ist eine ganze Zeit her, dass wir so hohen und großen Besuch hatten." erklärte Idai und ging weiter.
"Erstmal wird Virani zur Heilerin gebracht - und du Rhurest könntest dich in der Zeit bei Rumour und Gonzales blicken lassen."

"<D Hatte ich eh vor.", lachte der Drache und atmete tief ein. Im nächsten Moment ging statt der Echse wieder das menschenähnliche Wesen daher.

Idai grinste und nickte, als nun er größer war, als Rhurest. Nur knapp zwei Kopf.
"Dann geleite ich dein Mädchen mal zur Heilerin, denn ich denke, du kennst ja den Weg." er hob die Hand zum Gruß und wandte sich dann Virani zu.
Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte... darum ahmte sie Rhurest einfach nach, auch wenn ihr die Wunden als Mensch mehr zu schaffen machten.
"Komm mit mir, dir wird es gleich besser gehen!" versprach Idai und reichte ihr die schmale Hand. Virani blickte zu Rhurest, ihre Hand auf die Wunde am Hals legend.